Grüne Kaffeebohnen, Kolumbien
#Reisen

Das Kaffeeland Kolumbien: Katrins Reisebericht

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Katrin Engel

Ein Beitrag von Katrin Engel in der Kategorie #Reisen vom 6. Mai 2016

Während unserer Recherchen und Ausflüge in die Kaffeeregionen lernten wir das Land in seiner vollen Vielfalt kennen. Ich habe aus dieser Reise unheimlich viel mitgenommen und bin begeistert von dem, was wir erlebt haben. Hier erzähle ich von unseren Eindrücken und unseren Erfahrungen aus Kolumbien.

Titelbild Reisbericht Kolumbien

Kolumbien gilt neben Äthiopien als Herkunftsland für einige der besten Kaffees der Welt, weshalb das Land schon länger unser Interesse geweckt hat. Im letzten Monat reisten wir – das sind Hannes, Katrin und Martin – nach Kolumbien, um zu sehen, wie und wo die Kaffees wachsen, um die Menschen kennenzulernen und direkte und persönliche Beziehungen vor Ort aufzubauen. Meine Aufgabe war es, diese Reise in Foto- und Videoform festzuhalten. Eine dankbare Aufgabe, wenn die Motive alle so schön sind.

Neben der Hauptstadt Bogotá haben wir vier Kaffeekooperativen in den Regionen Sierra Nevada de Santa Marta sowie Tolima besucht. Wir sind von dem, was wir gesehen und erlebt haben begeistert. Vor allem aber sind wir glücklich, dass wir hervorragende Kaffees gefunden haben, die wir euch schon bald anbieten können! Ich erzähle euch heute von meinen Eindrücken, die ich aus Kolumbien mitgenommen habe. Nächste Woche erwartet euch außerdem ein Bericht von Hannes, über die Besonderheiten kolumbianischen Kaffees und ein Coffee Guide für Bogotá.

In dieser kurzen Dokumentation nehmen wir euch ein Stück mit auf unsere Reise durch das Kaffeeland Kolumbien!

Bogotá zählt zu den 5 höchsten Hauptstädten der Welt

Nach ca. 16 h Reisezeit haben wir die Hauptstadt Bogotá (8 Mio Einwohner) erreicht. Die Temperatur ist aufgrund der Höhe sehr angenehm. Bogotá liegt auf 2.640m Höhe und ist damit die vierthöchste Hauptstadt der Welt – einen Platz vor der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba. Auf dem Weg zum Hostel fahren wir durch unzählige enge kleine Gassen voller bunter Häuser, denn wir wohnen im farbenfrohen Studentenviertel Candelaria.

Vor unserer Weiterreise in den Norden hatten wir ein paar Stunden Zeit, um die Kaffee-Szene Bogotás zu erkunden. Bisher wurde uns vor allem vom Tinto berichtet, den man überall in Kolumbien bekommen kann: Ein kleiner, schwarzer Kaffee, für unseren Geschmack zu dunkel geröstet und mit viel Zucker trinkbar gemacht. Wie in Äthiopien, wird auch in Kolumbien vor allem die gute Kaffeequalität exportiert, während die minderwertigere Qualität im Inland konsumiert wird.

Die erste Nacht verbrachten wir im Masaya Hostel im Studentenviertel Candelaria, welches wir sehr empfehlen können. Man kann von dort aus wunderbar durch die Gassen flanieren, Bars und Restaurants besuchen und die kolumbianische Lebensart auf sich wirken lassen. Vor allem in Bogotá soll man – laut Auswärtigem Amt etc. – auf seine Sachen acht geben. An dieser Stelle möchte ich ganz kurz auf das Thema Sicherheit eingehen.

Wir haben uns sicher gefühlt

Zugegeben, ich habe diese Reise mit Respekt angetreten. Als wir vor wenigen Wochen beschlossen, nach Kolumbien zu reisen, hatte ich gerade die letzte Folge der Netflix-Serie Narcos gesehen (wenn ich jetzt darüber nachdenke, trägt die Serie sicher nicht zu einem besseren Image des Landes bei). Dazu warf ich noch einen kurzen Blick auf die Seite des Auswärtigen Amts und mein Bild von Kolumbien war – sagen wir es so – kritisch: Drogenkriege, Escobar, Paramilitärs, Guerillas und steigende Kriminalität, vor allem in Bogotá, schwirrten mir im Kopf rum. Doch genau davon erholt sich das Land seit ein paar Jahren. Ich kann nur für uns sprechen, aber tatsächlich haben wir uns nicht ein einziges Mal unwohl gefühlt oder wurden mit Diebstahl oder sonstigem konfrontiert. Man wird in Kolumbien eine wundervolle Zeit haben. Im Nachhinein frage ich mich: Warum redet man nicht viel mehr darüber, wie wundervoll dieses Land ist? Alles muss man selber machen.

Lulo

Ein süßes Früchtchen namens Lulo

Am 2. Tag flogen wir nach Santa Marta. Als wir abends aus dem Flugzeug stiegen schlug uns das tropische Klima mitten ins Gesicht: 94% Luftfeuchtigkeit und 35 Grad Celsius. Willkommen in der Karibik! Santa Marta ist ein typischer Urlaubsort mit vielen Hotels und liegt unmittelbar an dem höchsten Küstengebirge und einer der besten Kaffeeregionen der Welt: der Sierra Nevada!

Wir machten uns auf den Weg in die erste Kaffeekooperative namens Coocafé. Hannes berichtet in den nächsten Tagen ausführlich von den Kooperativen und den kolumbianischen Kaffees. Auf dem Weg hielten wir an einem der vielen vielen Obststände und bestaunten neben Mangos, Ananas und Bananen viele Früchte, welche wir noch nie gesehen haben: Pomarroso, Guanábana, Mamoncillo… aber vor allem ein Früchtchen hat es Hannes für den Rest der Reise angetan: Lulo ist eine süße Frucht, die eine ausgewogene Säure mitbringt und die es leider nicht in Deutschland gibt. Wer also die Möglichkeit hat, sollte unbedingt mal probieren. Das Obstangebot ist gigantisch und überall kann man köstliche Jugos (Säfte) genießen.

Obststand, Kolumbien

Sierra Nevada: Die Natur hat das Sagen

Mit Mangos und Lulos bepackt bogen wir in die Berge ab. Auch wenn der Weg teils schwierig ist (kaum Straßen, holprige Wege, gefährlich nah am Hang…), wird man von der Landschaft belohnt. Kolumbien zählt zu dem Land mit der zweitgrößten Artenvielfalt weltweit und einen Bruchteil davon konnten wir selbst sehen. Soweit das Auge reicht, sieht man grün bewaldete Berge und Schluchten, Wasserfälle, unheimlich hohe Bäume, 20 m hohen Bambus und Bananenstauden mit riesigen Blättern. Sobald man die Wolkendecke durchbrochen hat, ändert sich auch das Wetter.

Unser Ziel war die Finka von Luis, welche auf einem in Nebel gehüllten Hügel in ca. 1.500 m Höhe liegt, welche zu der Kooperative Coocafé gehört. Ein magischer Ort, wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Luis ist einer von 38 Kaffeefarmern und lebt dort oben mit seiner Frau, seinen Kindern und ein paar Hühnern zwischen Orangen- und Limettenbäumen, tropischen Blumen und unzähligen Kaffeepflanzen voller Kirschen. Kurz vor unserer Abreise überraschte uns die Karibik auf Höhe von 1.500 m mit einem stundenlangen tropischen Regen, der die Straße in einen schlammigen Fluss verwandelte. Die Natur hat das Sagen, sie bestimmt wo’s lang geht und du solltest dich entspannen und dich darauf einlassen. Die Autos bewegten sich keinen Meter mehr vor oder zurück, die Jungs versuchten mit Seilen die Autos rauszuziehen und wir wollten schon aufgeben, als Luis und sein Vater uns doch vom Gegenteil überzeugen konnten. Völlig durchnässt wurden wir von Luis noch in sein Haus eingeladen und durften einen kräftigen Teller der traditionellen kolumbianischen Hühnersuppe genießen.

„Kaffee liegt mir im Blut“

Am nächsten Tag fuhren wir bei strahlendem Sonnenschein zur Kooperative Asoprosierra. Nach einer einstündigen Wanderung durch den Dschungel, begleitet von Ameisenstraßen, dem Zirpen der vielen Tiere und dem Klappern der Klapperschlange kamen wir beim Kaffeefarmer Darwin an. Schon sein Vater hat dort Kaffee angebaut und nun lebt er dort mit Frau und Kindern, mit Pferden und Kühen, einem Papagei, Hund, Katze und unzähligen Schmetterlingen in einem kleinen Haus zwischen den Hängen voller Kaffeepflanzen. „Kaffee liegt mir im Blut“ sagt er und das merkt man. Er zeigt uns stolz, wie er die Kaffeepflanzen beschneidet und bearbeitet, sodass sie gesünder und stärker werden. Er weiß unglaublich viel über den Anbau.

Im Anschluss werden wir von seiner Familie zum Essen eingeladen. Es gibt Fisch aus seinem eigenen Teich, Reis, Salat und ganz traditionelles Patacón. Köstlich! Patacón bekommt man in Kolumbien überall, wirklich überall, als Beilage. Dabei handelt es sich um Kochbanane „Platano“, die zuerst fritiert, dann breit gewalzt und nochmal frittiert wird. Die Selbstverständlichkeit und Gastfreundlichkeit, mit der wir überall empfangen und eingeladen werden, berührt mich sehr.

Tolima: Die zweite Kaffeeregion

Die zweite Kaffeeregion, die wir besucht haben, heißt Tolima und liegt westlich von Bogotá, südlich von Medellín. Die Fahrt führt uns an wahnsinnig grünen Landschaften vorbei, die von Flüssen durchzogen werden. Wir halten mehrfach unterwegs an, um die atemberaubende Aussicht zu genießen. Wer im Lonely Planet etwas über die Region lesen möchte, sucht dort vergeblich. Das Department Tolima war bis vor ca. fünf Jahren noch zu gefährlich, um dort hinzureisen. Vor über 50 Jahren wurde hier die bekannte kolumbianische Guerilla-Bewegung FARC gegründet. Die Gegend litt lange unter der Besetzung der Guerilla-Bewegungen und paramilitärischer Gruppen. So langsam erholen sich die Menschen davon, doch jeder kann sich daran erinnern. Emanuel, unser Fahrer, ist ungefähr so alt wie ich und erzählt uns während der Fahrt lebhaft davon. Er zeigt uns Straßenabschnitte, wo man bis vor wenigen Jahren nicht langfahren konnte, weil Guerilla-Kämpfer dort ihre Position bezogen haben. Erst seit weniger als fünf Jahren können ausländische Exporteure und Kaffeeeinkäufer die Gegend bereisen und die Farmer ihren Kaffee ins Ausland exportieren.

Mehr als 1 Mio. Menschen gehören in Kolumbien zu indigenen Völkern

In Kolumbien leben mehr als 85 indigene Völker. Dazu zählen weit mehr als 1 Mio. Menschen, die für ihre Sprache, ihre Territorien, ihre Selbstbestimmung und Achtung ihrer Rechte kämpfen. Erst 1991 wurden die indigenen Völker Kolumbiens auch offiziell anerkannt. Wir hatten die Ehre, eines dieser Völker besuchen zu dürfen und waren dort die ersten ausländischen Kaffeeeinkäufer, die bisher in der Community willkommen wurden. Nach der Begrüßung des ganzen Dorfes und einer gemeinsamen Dorfbegehung, sitzen wir mit der Kooperativenleitung zusammen, um viele Fragen zu beantworten und selbst mehr über die Strukturen vor Ort zu erfahren.

Die Kooperative heißt Ascisp und besteht aus der indigenen Gemeinschaft, der Nasa We’sx. Ascisp steht für die ASOCIACIÓN DE CAFICULTORES INDÍGENAS DE SAN PEDRO, liegt zwischen 1.600 und 2.050 m ü.M. und besteht aus 150 Mitgliedern. Die Nasa We`sx gehören zum Volk der Paez und kommen aus dem südlichen Cauca. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie von der kolumbianischen Armee in die Tolima-Region gebracht, um dort in Goldminen zu arbeiten. Sie sind dort geblieben und kämpfen nun dafür, ihre Kultur zu erhalten.

Wir haben nur einen Bruchteil von Kolumbien sehen können und schon jetzt sind wir begeistert – nicht nur von den Kaffees. Ich hoffe, dass ich sowohl mit Coffee Circle aber vielleicht auch privat in den nächsten Jahren noch einmal dort hinreisen kann.

Weitere Bilder und Eindrücke findest du in unserem Fotoalbum auf Facebook.

Wer Fragen oder Anmerkungen hat, kann mir gern eine Mail an katrin@coffeecircle.com schreiben!

Reise in das Kaffeeland Kolumbien
Katrin Engel

Katrin Engel

Schwer vorstellbar: Vor Coffee Circle trank Katrin keinen Kaffee. Doch das hat sich mit der Zeit geändert und jetzt geht's nicht mehr ohne. Als unsere erste Festangestellte verantwortet sie den Bereich Marketing und Kommunikation. Dabei schlägt ihr Herz für den Contentbereich, unseren Blog und die Videoproduktion.